Neue „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ in Essen : Datum:
Die KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen hat bei der Entstehung der neuen Beratungsstelle mitgewirkt. Das Ziel der KAUSA-Landesstelle, mehr migrantengeführte Unternehmen für die duale Ausbildung zu gewinnen, wird nun auf lokaler Ebene verankert.
Vielseitige Unterstützung für Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationsgeschichte
Am 28. Februar 2025 wurde die „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ im III. Hagen 37 in der Essener Innenstadt offiziell durch Oberbürgermeister Thomas Kufen und Stadtdirektor Peter Renzel eröffnet.
„Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationsgeschichte leisten einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und tragen mit ihren Ideen zur Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Essen bei. Doch sie sehen sich auch mit Herausforderungen konfrontiert,“ sagt Thomas Kufen. „Mit der Einrichtung der Beratungsstelle möchten wir zielgerichtet unterstützen und Lösungen finden, um das Wachstum, die Ausbildungsbereitschaft und die Innovationskraft migrantischer Unternehmen zu steigern.“
Die neue Einrichtung ist eine zentrale Anlaufstelle mit einem vielseitigen Service- und Beratungsangebot. Sie unterstützt bei Gründungen und der Suche nach neuen Gewerberäumen, bietet Beratung bei betriebswirtschaftlichen Fragen und gibt Hinweise zu Fördermitteln. Darüber hinaus ermöglicht sie Unternehmen den Zugang in lokale Netzwerke. Zudem wird die „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ die Beteiligung am Arbeitsmarkt fördern und Ausbildungssuchende, Hilfs- sowie Fachkräfte vermitteln. Wie die KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen steht die „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ in Essen auch migrantischen Unternehmerinnen und Unternehmern zur Seite, die gerne ausbilden möchten.

Impulse durch KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen
Wie wichtig Menschen mit Migrationsgeschichte für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt, die Fachkräftesicherung und Integration sind, hat die KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen verdeutlicht. Etwa jeder Dritte mit Hauptwohnsitz in Essen hat keinen deutschen Pass oder neben der deutschen auch eine weitere Staatsangehörigkeit. Mehr als 12.000 Selbständige haben hier einen ausländischen Pass.
Als KAUSA-Botschafterin für die MEO-Region (Mülheim an der Ruhr, Essen, Oberhausen) hat Nora Ismail zahlreiche Akteurinnen und Akteure für das Thema migrantische Ökonomie sensibilisiert und sie miteinander vernetzt. „Durch den engen Austausch mit Unternehmen, Institutionen und der Stadt Essen konnten Bedarfe identifiziert und Lösungsansätze diskutiert werden“, berichtet Nora Ismail. „Diese Erkenntnisse sind in eine Studie zur Situation migrantischer Ökonomie eingeflossen und haben somit zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen beigetragen.“
Studie „Migrant:innenökonomie in der Stadt Essen“
Im Auftrag der Stadt Essen hat das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ISM) eine Studie zur migrantischen Ökonomie erstellt, deren Ergebnisse im Juni 2024 veröffentlicht wurden. Schwerpunkte sind die sektorale Zuordnung und räumliche Verteilung migrantischer Unternehmen, das Thema „Ausbildung“ sowie die Einbettung dieser Unternehmen in die lokale Wirtschaft.
Auch bei der Erstellung der Studie hat Nora Ismail von der KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen mitgewirkt: „Für die qualitativen Interviews habe ich dem IAT einige Kontakte zu migrantischen Unternehmer*innen vermittelt. Durch das bestehende Vertrauensverhältnis zu mir waren die Unternehmerinnen und Unternehmer eher bereit, sich zu öffnen und über ihre Erfahrungen und Herausforderungen zu sprechen.“
Die Studie führt auf, dass sich die Ausbildungsbeteiligung von Unternehmerinnen und Unternehmern deutscher und ausländischer Herkunft in den letzten Jahren angenähert haben, aber weiterhin eine Differenz von drei bis fünf Prozentpunkten besteht. Die Zunahme der Ausbildungsbereitschaft migrantischer Unternehmerinnen und Unternehmer sei auch auf gezielte Förderungen wie KAUSA zurückzuführen. KAUSA sei ein erster Grundstein, der laut Studie aber nicht als ausreichend zu erachten wäre: „Flankiert werden könnte eine solche Ausbildungsinitiative durch die Schaffung von Plattformen zur Unterstützung bei der Mitarbeitersuche und der Integration internationaler Arbeitskräfte, um die Unternehmen bei der Ausbildung und Beschäftigung von Arbeitskräften zu unterstützen.“ Anstatt einer reaktiven wird eine proaktive und aufsuchende Beratung für migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer empfohlen.
Handlungsempfehlungen
Wie die Potenziale der migrantischen Ökonomie in der Stadt Essen angehoben werden können, zeigt die Studie anhand von fünf Handlungsempfehlungen zur Gründungsunterstützung, finanziellen Unterstützung, Einbindung in das unternehmerische Ökosystem, Ermächtigung & Integration sowie zielgruppenspezifischen Förderung.
Eine aus der Studie abgeleitete konkrete Empfehlung ist die „Einrichtung einer Beratungsstelle für Essener Unternehmer*innen mit Einwanderungsgeschichte“. Dieser Empfehlung folgte der Rat der Stadt Essen, als er am 25. September 2024 die Einrichtung der „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ beschloss, um die Wirtschaftsentwicklung, Ausbildungsbereitschaft und Innovationskraft dieser Zielgruppe zu steigern.
Eine lokale Beratungsstelle aus drei Institutionen
Anfang Februar 2025 konnte die „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ in der Essener Innenstadt mit insgesamt sechs Mitarbeitenden ihre Arbeit aufnehmen. Sie ist bei der Essener Wirtschaftsförderung (EWG) unter dem Bereich der Arbeitsmarktförderung angesiedelt. Hierfür hat die EWG drei neue Stellen geschaffen. Beteiligt sind zudem Mitarbeitende aus dem JobCenter Essen und dem Kommunalen Integrationszentrum (KI). Ihre Erfahrungen von der KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen wird Nora Ismail nun als Projektleiterin bei der „Beratungsstelle Migrationsökonomie“ einbringen. „Die Einrichtung der Beratungsstelle ist ein Ansatz zur strukturellen Verstetigung der KAUSA-Landesstelle auf lokaler Ebene,“ freut sich Nora Ismail. „So können wir Unternehmer*innen mit Migrationsgeschichte in Essen länger und umfangreicher unterstützen.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle sprechen Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch. Aufgrund ihrer Migrationsgeschichte, ihren Sprachkenntnissen und Berufserfahrungen können sie auf die Fragen und Bedürfnisse der Selbständigen gezielt eingehen.
Das Projekt läuft zunächst drei Jahre bis zum 31. Dezember 2027. Anhand einer wissenschaftlichen Evaluation soll die Wirkung begleitend geprüft werden. Wenn eine deutliche Stärkung der Zielgruppe und des Wirtschaftsstandorts Essen festgestellt wird, soll eine Fortführung bzw. Verstetigung der Beratungsstelle empfohlen werden.