KAUSA-Botschafterinnen und KAUSA-Botschafter : Datum: Ort: {0} Ort: Koblenz, Trier, Mainz, Kaiserslautern
„Wir arbeiten praktisch in der Werkstatt und haben auch Kontakt zu den Kunden“, erzählt Hamid Nuri, der 2016 von Afghanistan nach Deutschland gekommen war und seine Ausbildung zum Augenoptiker bereits abgeschlossen hat. Als KAUSA-Botschafter berichtet Hamid anderen jungen Menschen mit Migrationshintergrund von seinen Erfahrungen mit der Ausbildung und seinem Arbeitsalltag.
Vielfältige Vorbilder für Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund
Seit Sommer 2019 sind Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter bei den rheinland-pfälzischen Handwerkskammern aktiv, um Schülerinnen und Schülern Einblicke in ihre Berufswelt zu geben und Fragen rund um die Ausbildung im Handwerk zu beantworten. Diese erfolgreiche Idee hat die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz im Dezember 2021 aufgegriffen und für ihre Zielgruppe angepasst. KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter sollen die Arbeit der KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz landesweit unterstützen. Bislang können 8 junge Männer und 5 Frauen eingesetzt werden. Als erste KAUSA-Botschafterin hat Ceren Kochan am 8. März 2022 auf der Online-Veranstaltung zum Weltfrauentag „Starke Frauen! Starke Berufe!“ von ihrer Ausbildung berichtet.
Alle KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter haben einen Flucht- oder Migrationshintergrund und stammen aus Afghanistan, Syrien, Kamerun, Ägypten, Armenien, dem Iran oder der Türkei. Sie absolvieren ihre Ausbildung oder haben sie vor kurzem erfolgreich abgeschlossen. Dabei sind Auszubildende und gelernte Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufen – vom Augenoptiker, Anlagenmechaniker, Bauzeichner, Elektroniker, Kfz-Mechatroniker und Tischler bis zur Elektronikerin, Kauffrau für Büromanagement und Pflegehelferin. Die jungen Menschen haben schon einige Probleme bewältigt und sind beim Lernen äußerst motiviert, weshalb sie anderen Gleichaltrigen als Vorbild dienen und Tipps aus ihrer Perspektive geben können. Sie kennen die Herausforderungen, denen sich Geflüchtete, Migrantinnen und Migranten im Hinblick auf Sprache, Alltagsbewältigung und Kultur immer wieder stellen müssen.
Das KAUSA-Team wird von den KAUSA-Botschafterinnen und -Botschaftern bei Veranstaltungen oder Beratungen begleitet – an Schulen, Messeständen oder Orten wie Fußballvereinen, wo viele Jugendliche mit Migrationshintergrund aufzufinden sind. Auch in Social Media-Kanälen berichten sie von ihren Erfahrungen, um andere Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern: auf dem Instagram-Kanal der KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz, den Instagram-Auftritten der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern und über Netzwerkpartner.
Mut machen und auf Augenhöhe helfen
Mit ihrer Botschaft wollen sie andere junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund motivieren, eine Ausbildung zu wagen und durchzuhalten. KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter haben selbst Unterstützung bekommen, durch die KAUSA-Landesstelle oder andere Einrichtungen, und wollen nun anderen helfen. Indem sie von ihren Erfahrungen berichten, zeigen sie, wie Herausforderungen vor und während der Ausbildung bewältigt werden können und welche Institutionen oder Vereine weiterhelfen.
Hamids Motto ist: „Immer weitermachen. Geht nicht, gibt’s nicht.“ Nach seiner Ankunft in Deutschland hat er innerhalb von kurzer Zeit die deutsche Sprache erlernt. Aus eigenen Erfahrungen weiß er, wenn ein Weg versperrt ist, gibt es andere Möglichkeiten. Seinen Traumberuf Schreiner konnte Hamid wegen eines Sportunfalls nicht erlernen. Über seinen Sportverein fand er seinen Ausbildungsplatz bei einem Augenoptiker. „Ich bin mit meiner Firma sehr zufrieden und habe Spaß, wenn wir den Menschen helfen, wieder gut sehen zu können“, sagt Hamid. Und weil auch der Ausbildungsbetrieb mit ihm zufrieden ist, arbeitet er weiterhin bei „Augenblick“. Seine Erfahrungen möchte er gerne an andere junge Menschen weitergeben. Denn er ist davon überzeugt, dass eine Ausbildung der richtige Schritt in eine gute Zukunft ist.
„Macht ihr bitte eine Ausbildung. Egal, wie schwer das ist“, ermutigt Ceren Kochan, die 2021 ihren Abschluss als Gesundheits- und Krankenpflegehelferin erhalten hat. Für diesen Beruf in ihrem Wunschbereich Pflege hatte sich die junge Frau nach Beratungen der KAUSA-Landesstelle entschieden. Ceren hat vieles erreicht – trotz hoher Hürden: Nach ihrer Einreise aus der Türkei im Jahr 2014 hat sie Deutschkurse besucht und die Berufsreife erlangt. Die Ausbildung im Krankenhaus war eine große persönliche Herausforderung, die sie mit dem Arbeitgeber bewältigt hat. Als alleinerziehende Mutter macht Ceren besonders jungen Migrantinnen Mut: „Ausbildung machen, ist für mich Freiheit. Mit der Ausbildung kann ich meine Arbeit und meine Arbeitskollegen selbst suchen. Mit meinem eigenen Geld kann ich die Wünsche meiner Tochter erfüllen. Wir schaffen das, alle Frauen.“ Ihr nächstes Ziel ist, die Ausbildung als Pflegefachfrau fortzusetzen.
Gute Gründe für das Engagement
Die KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter sind ehrenamtlich aktiv, weil sie anderen jungen Menschen mit Migrationshintergrund dabei helfen wollen, eine Ausbildung zu starten und zu schaffen. Ihr Einsatz findet vorwiegend außerhalb der Arbeitszeit statt. Das Engagement bietet ihnen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und für ihren weiteren Lebensweg zu nutzen. Ein weiterer Pluspunkt ist eine individuelle Bescheinigung der ehrenamtlichen Tätigkeit, die bei Bewerbungen hinzugefügt werden kann.
Die beteiligten Ausbildungsbetriebe fördern gerne das soziale Engagement ihrer Auszubildenden und jungen Angestellten sowie die Weiterentwicklung von sozialen Kompetenzen. Für sie ist es von Vorteil, wenn die Botschafterinnen und Botschafter für den Ausbildungsberuf werben und das Unternehmen präsentieren. Die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz hat sich mit den Betrieben darauf geeinigt, dass die jungen Menschen für etwa zwei Termine im Jahr von der Arbeit freigestellt werden. Einzelne KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter sind ausschließlich in ihrer Freizeit aktiv.
Schulung, individuelle Vorbereitung und KAUSA-Hoody
Alle KAUSA-Botschafterinnen und -Botschafter werden in einer Online-Schulung auf ihren Einsatz vorbereitet, die zum ersten Mal am 14. Dezember 2021 stattfand. In der grundlegenden 1,5-stündigen Veranstaltung lernen sich die jungen Menschen untereinander und die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz kennen. Eine KAUSA-Mitarbeiterin präsentiert den Instagram-Auftritt @kausa.rlp und damit den Kanal, in welchem die angehenden Botschafterinnen und Botschafter über ihre Ausbildung berichten. Die Teilnehmenden erfahren zudem, worauf zu achten ist, wenn sie gefilmt werden oder vor einer Gruppe sprechen, und wie sie ihre eigene Geschichte anschaulich erzählen können.
Das Erzählmodell Heldenreise wird in einer reduzierten Form praktisch angewandt. Jede und jeder erzählt die eigene Geschichte anhand der Fragen „Was war für dich am wichtigsten in der Berufsorientierung? Wie hast du deine Ausbildung gefunden?“ Abschließend lernen die Botschafterinnen und Botschafter kurze Filme mit dem Handy selbst aufzunehmen. Mit dieser Schulung sind die jungen Menschen gut vorbereitet, um in Social Media-Kanälen über ihre Ausbildung und Erfahrungen berichten zu können.
Botschafterinnen und Botschafter, die in Schulen, auf Messen oder anderen Veranstaltungen aktiv werden wollen, erhalten zudem individuelle Unterstützungsangebote. In diesen Fällen bereiten die KAUSA-Beraterinnen mit ihnen gemeinsam Präsentationen vor oder überlegen, welche Botschaften beispielsweise vor einer Schulklasse vermittelt werden sollten und welche Fragen aufkommen könnten.
Darüber hinaus ist vorgesehen, den Kontakt der Botschafterinnen und Botschafter zu fördern. So können sich die jungen Menschen austauschen, Neulinge von erfahrenen Ehrenamtlichen Tipps bekommen und alle Beteiligten voneinander lernen.
Zur Stärkung des Wir-Gefühls, Identifikation und Motivation erhält jede Botschafterin und jeder Botschafter einen Hoody, auf dem das Logo der KAUSA-Landesstelle abgebildet ist sowie ein Sprachrohr als Symbol für die Übermittlung von Botschaften. Anhand dieser Kapuzenpullis sind die jungen Auszubildenden auf Messen und anderen Veranstaltungen klar als KAUSA-Botschafterin oder KAUSA-Botschafter erkennbar.
Die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz
Für die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz sind die Handwerkskammern an den Standorten Koblenz, Mainz, Trier und Kaiserslautern zuständig. KAUSA steht für Ausbildung und Migration. Ziel des Projektes ist es, junge Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete für eine Ausbildung und Unternehmen als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. Am 1. Juli 2021 startete die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz als Folgeprojekt der KAUSA-Servicestelle Rheinland-Pfalz
Die KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative Bildungsketten. Zudem wird sie durch Mittel des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz unterstützt.