175 migrantengeführte Ausbildungsbetriebe durch KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen : Datum:
In migrantengeführten Unternehmen steckt viel Potenzial – viele könnten Ausbildungsbetriebe werden. Das Ziel der KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen ist es, die Beteiligung dieser Unternehmen im dualen Ausbildungssystem zu erhöhen. Die Betriebe werden dabei unterstützt, erstmalig oder nach längerer Pause wieder auszubilden.
Im Jahr 2023 haben die KAUSA-Botschaftenden 175 Unternehmen in Nordrhein-Westfalen für das duale Ausbildungssystem gewonnen – so entstanden über 100 neue Ausbildungsplätze. Dies gelang unter anderem durch Kommunikation und Akquise, Netzwerke und Kooperationen.
Wie die KAUSA-Landesstelle migrantengeführte Unternehmen unterstützt
KAUSA-Botschaftende besuchen Unternehmen, um das duale Ausbildungssystem und aktuelle Förderprogramme vorzustellen. Im nächsten Schritt bauen sie den Kontakt zu der IHK, HWK oder anderen Institutionen auf, die die betriebliche, fachliche und persönliche Eignung für Ausbildungsbetriebe feststellen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, ist der Betrieb berechtigt auszubilden. „Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind überrascht, wie schnell und unkompliziert dieser Prozess erfolgen kann“, berichtet Arzu Gül, KAUSA-Botschaftende in der Region Bergisches Städtedreieck.
Das Besondere an der Arbeit der KAUSA-Landesstelle ist, dass sie eine ganzheitliche Unterstützung und Begleitung für die migrantengeführten Unternehmen anbietet: Von der ersten Information über die duale Ausbildung und dem Erwerb der Ausbildungsberechtigung bis hin zur Gewinnung von Auszubildenden und der Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. „Bei unserer Arbeit konzentrieren wir uns auf die Fragen und Bedürfnisse der Unternehmen“, betont Gül. Die KAUSA-Botschaftende steht bei formalen Angelegenheiten und der Vernetzung des Unternehmens mit weiteren Institutionen, wie mit Bildungsträgern oder der Agentur für Arbeit, zur Seite. Diese intensive Begleitung ist wichtig, da sich die meisten beratenen Betriebe zum ersten Mal mit dem Thema duale Ausbildung beschäftigen.
Einen hohen Stellenwert im Rahmen der Tätigkeiten der KAUSA-Botschaftenden hat die Netzwerkarbeit vor Ort. Teil dieses Netzwerkes sind alle für das duale Ausbildungssystem relevanten Institutionen, wie die IHK, HWK, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und Migrantenselbstorganisationen. Diese Netzwerkpartner sind beispielsweise für die Formalitäten im Rahmen der dualen Ausbildung zuständig, für die Gewinnung von Auszubildenden oder für Förderprogramme.
Beispiele aus den vier Regionen mit KAUSA-Botschaftenden
Bergisches Städtedreieck: Remscheid – Solingen – Wuppertal
Von einer besonderen Erfolgsgeschichte eines Geflüchteten aus Syrien können die KAUSA-Botschaftenden im Bergischen Städtedreieck, Arzu Gül und Andreas Dummer berichten: Ein Koch, der vor acht Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, betreibt seit drei Jahren sein eigenes Restaurant. Für eine Ausbildung von jungen Menschen in seinem Betrieb hat er sich schon seit längerer Zeit interessiert. Aufgrund der Alltagsgeschäfte und Herausforderungen während der Corona-Pandemie konnte er sich bisher jedoch nicht mit diesem Thema beschäftigen. Ein internationales Café in einer evangelischen Gemeinde vermittelte ihm den Kontakt zu den KAUSA-Botschaftenden. Nachdem die KAUSA-Botschaftenden ihm das Projekt vorgestellt und ihm Unterstützung zugesagt hatten, war der Restaurant-Inhaber bereit, den Weg zum Ausbildungsbetrieb mit der KAUSA-Landesstelle zu wagen. In einem gemeinsamen Gespräch mit der Bergischen IHK wurden die betrieblichen und beruflichen Voraussetzungen überprüft. Um die erforderlichen berufs- und arbeitspädagogischen Fähigkeiten zu erwerben, hat er im November 2023 einen AEVO-Lehrgang besucht, den die KAUSA-Botschaftenden im Bergischen Städtedreieck in Kooperation mit dem regionalen Bildungsträger Konzept Bildung & Services GmbH organisiert haben. „Jetzt sucht er nach einem geeigneten Auszubildenden, wobei wir ihn auch unterstützen. Sobald er die IHK-Prüfung nach der AEVO Anfang Januar 2024 bestanden hat, darf er ausbilden. Darauf freut er sich sehr“, sagt Arzu Gül.
Märkische Region: Ennepe-Ruhr-Kreis – Hagen – Märkischer Kreis
Leyla Aygördü, die für die Märkische Region zuständig ist, organisierte in Kooperation mit der Regionalagentur Märkische Region der agentur mark GmbH das erfolgreiche Online-Format „Wege durch die Ausbildungslandschaft: Stationen und Angebote auf Ihrem Weg zum Ausbildungsbetrieb“ für migrantengeführte Unternehmen. Dabei wurde die Frage „Was ist die duale Ausbildung?“ von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer ausführlich beantwortet. Wie ein ehemaliger Ausbildungsbetrieb nach einer längeren Pause wieder ausbilden kann, hat eine Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes in Hagen anhand eigener Erfahrungen erläutert. An der Veranstaltung haben Ausbildungsinteressierte aus unterschiedlichen Branchen teilgenommen, wie zum Beispiel aus dem produzierenden Gewerbe, dem KFZ-Bereich und Friseur-Handwerk.
„Die Kombination aus Theorie und Praxis ist besonders für Unternehmen, die erstmalig ausbilden, sehr aufschlussreich und auch motivierend“, betont KAUSA-Botschafterin Aygördü. „Wir bieten die Veranstaltung online an, weil so mehr Personen dabei sein können. Eine Teilnahme ist trotz des beruflichen Alltags möglich, weil keine Anfahrten anfallen und der Zeitaufwand geringer ist. Die Folgeveranstaltung ist bereits in Planung und wird Anfang 2024 durchgeführt.“
MEO: Mülheim an der Ruhr – Essen – Oberhausen
Nora Ismail, KAUSA-Botschaftende in der Region MEO, hat in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum Essen und der Regionalagentur MEO einen AEVO-Lehrgang organisiert. Über den erfolgreichen AEVO-Lehrgang und die Bedeutung der betrieblichen Ausbildung bei migrantengeführten Unternehmen berichtete die WDR-Lokalzeit.
Da sich dieser AEVO-Lehrgang nur an migrantengeführte Unternehmen richtete, war eine Förderung durch das Kommunale Integrationszentrum Essen für die Betriebe aus Essen möglich. Die Förderung der Betriebe aus Mülheim und Oberhausen hat die Regionalagentur MEO übernommen, sodass die Teilnahme kostenfrei war – ein großer Vorteil vor allem für Einzel- bzw. Kleinstunternehmen. Eine weitere Besonderheit des Kurses war die intensive individuelle Unterstützung der Teilnehmenden: Nora Ismail hat mit ihnen zusätzlich Prüfungsaufgaben geübt und immer wieder motiviert. So waren die Teilnehmenden bestens auf ihre Prüfungen vorbereitet. „Vor allem diejenigen Unternehmerinnen und Unternehmer, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind und die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, kann die Ausdruckweise der Aufgabenstellung bereits ein Problem darstellen“, stellt Nora Ismael fest. Durch eine intensive Vorbereitung kann die KAUSA-Landesstelle bei diesen sprachlichen Herausforderungen zur Seite stehen.
Darüber hinaus hat die KAUSA-Botschaftende auch für die Begleitung nach dem Bestehen der Ausbildereignungsprüfung gesorgt. Für die Teilnehmenden, die erstmalig in ihren Betrieben ausbilden werden, hat Nora Ismail einen Coach beauftragt. Dieser wird die künftigen Ausbilderinnen und Ausbilder weiterhin intensiv begleiten und unterstützen.
In MEO wird ein großes Netzwerk von migrantengeführten Unternehmen etabliert, dessen Teil auch die KAUSA-Landestelle ist. Das Netzwerk soll den Unternehmerinnen und Unternehmen eine Austauschplattform bieten und wichtige Institutionen, wie die IHK, einbeziehen, um die Vernetzung mit diesen zu stärken.
Westfälisches Ruhrgebiet: Dortmund – Hamm – Kreis Unna
Wie wichtig Überzeugungsarbeit der KAUSA-Botschaftenden ist, zeigt Fuat Inceoglu, KAUSA-Botschaftender im Westfälischen Ruhrgebiet. Nach langen Beratungsgesprächen und Zusprüchen ist es ihm gelungen, den Geschäftsführer einer Gebäudereinigungsfirma für die duale Ausbildung zu gewinnen. Da der Geschäftsführer zu dem Zeitpunkt nicht ausbildungsberechtigt war und noch nie ausgebildet hatte, zeigte er sich zunächst sehr zurückhaltend. Fuat Inceoglu hat ihm deswegen versichert, ihn bei allen Formalitäten und Schritten zu begleiten und zu unterstützen, wodurch er das Vertrauen des Geschäftsführers gewinnen konnte. Inceoglu stellte den Kontakt zur Handwerkskammer her, um die Voraussetzungen für die Ausbildungsfähigkeit prüfen zu lassen und weitere Schritte einzuleiten. Daraufhin wurde eine Ausnahmebewilligung für den Geschäftsführer ausgestellt, was ihn dazu berechtigt, in seinem Betrieb auszubilden. Sein Sohn, der bereits in diesem Betrieb arbeitete, wurde als erster Auszubildender eingestellt und qualifiziert sich nun im Familienbetrieb. Inceoglu hebt hervor, dass dadurch zukünftig viele Ausbildungsplätze entstehen werden: „Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 2024 wird der Auszubildende an unserem AEVO-Lehrgang teilnehmen und die Prüfung nach AEVO ablegen. Da der Sohn des Geschäftsführers in absehbarer Zeit den Familienbetrieb übernehmen wird, ist so die Grundlage für eine kontinuierliche Ausbildung in diesem Betrieb geschaffen.“
Ein weiterer Erfolg im westfälischen Ruhrgebiet war die Ausbildungsmesse „Deine Zukunft – Nach der Schule!“, die am 24. Mai 2023 in Kooperation mit dem Unternehmen.Bilden.Vielfalt (UBV) e.V., Dietrich-Keuning-Haus, MIA-DO – Kommunales Integrationszentrum Dortmund sowie der KAUSA-Landesstelle NRW Westfälisches Ruhrgebiet, stattfand. Insgesamt 60 Stände von kleinen und mittelständischen Betrieben, Institutionen und städtischen Einrichtungen empfingen rund 2.000 Jugendliche, die sich über die Ausbildungsberufe und Praktikumsmöglichkeiten informierten. Begleitet wurde die Messe von unterschiedlichen Höhepunkten, wie dem Azubi-Talk oder Berufskino, in dem die Besucherinnen und Besucher in die unterschiedlichen Berufe „hineinschauen“ konnten. Durch die Beteiligung der KAUSA-Landesstelle Westfälisches Ruhrgebiet haben erstmals migrantengeführte Unternehmen an der Ausbildungsmesse teilgenommen.
Förderung
Die KAUSA-Landesstelle wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative Bildungsketten. Begleitet wird das Projekt von dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Links
KAUSA-Landesstelle Nordrhein-Westfalen (auf Bildungsketten-Projektlandkarte)