KAUSA-Landesstelle bringt Berufssprachkurse des BAMF für Auszubildende in Sachsen-Anhalt voran : Datum:
Die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt trägt durch ihre landesweite Koordination dazu bei, dass viele Auszubildende mit Migrationshintergrund ein passgenaues Angebot des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nutzen: die Berufssprachkurse für Auszubildende (Azubi-BSK). Das Ziel ist, die jungen Menschen auf ihrem Weg zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu unterstützen.
Der erste Azubi-BSK, den die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt gemeinsam mit dem BAMF organisiert hat, startete am 10. Oktober 2023 in Loburg. Bis Ende April 2024 wurden 5 Kurse in Sachsen-Anhalt initiiert:
- 2 Kurse in Magdeburg im Hotel- und Gastronomiebereich für 24 Auszubildende
- 2 Kurse in Loburg im Bereich Lebensmitteltechnik für 17 Auszubildende
- 1 Online-Kurs in Halle für Pflegefachkräften mit 13 Auszubildenden
Weitere Kurse an anderen Orten sind in Vorbereitung.
Gute Deutschkenntnisse für die duale Ausbildung
Voraussetzung für den Abschluss einer dualen Ausbildung sind gute Sprachkenntnisse. Die Kammern und Bundesagentur für Arbeit empfehlen in der Regel mindestens das Sprachniveau B2. Doch über welche Sprachkenntnisse und Schulabschlüsse die jungen Menschen verfügen müssen, können die Ausbildungsbetriebe selbst bestimmen.
Fakt ist: Viele Auszubildende mit Migrationshintergrund haben nur unzureichende Deutschkenntnisse und daher Schwierigkeiten beim Lernen in der Berufsschule. Sabine Will, Projektleiterin der KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt, erläutert: „Wenn sie in ihrem Heimatland ein Zertifikat für das B1-Niveau erhalten haben, bedeutet das nicht, dass sie die Sprache wirklich auf diesem Niveau beherrschen. Einige Betriebe achten am Anfang nur darauf, dass die jungen Menschen mit ihrer praktischen Arbeit klarkommen. Wie wichtig die Berufsschule ist, wird ihnen erst nach einiger Zeit bewusst.“
Die Berufsschulen sind nicht dazu in der Lage, die fehlenden Deutschkenntnisse zu kompensieren. Zum einen, weil Auszubildende mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam lernen. Zum anderen verfügen die Fachlehrkräfte nicht über die notwendigen Qualifikationen zur Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache. Hinzu kommt, dass an den Berufsschulen Personalmangel besteht.
Immer häufiger sind spezielle Angebote gefragt. „An der Berufsschule für Auszubildende der Hotel- und Gastronomiebranche in Magdeburg kommen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel aus 28 Nationen, 144 Auszubildende haben einen Migrationshintergrund. Davon besuchen inzwischen 24 Azubis einen Berufssprachkurs“, berichtet Sabine Will.
Berufssprachkurse für Auszubildende des BAMF
Das BAMF bietet bundesweit Berufssprachkurse während der gesamten Ausbildungsdauer an. Möglich sind zudem ausbildungsvorbereitende Kurse. Der Deutschunterricht konzentriert sich auf die Herausforderungen an der Berufsschule und stellt das Training der Lese- und Schreibkompetenzen in den Mittelpunkt. Durch die erworbenen Sprachkenntnisse sollen die jungen Menschen in der Lage sein, ihre Zwischen- und Abschlussprüfungen erfolgreich zu bewältigen – zumindest sprachlich sollen sie nicht daran scheitern. Jeder Kurs mit etwa 100 bis 150 Stunden erstreckt sich in der Regel auf ein Berufsschuljahr. Durch eine Reihung der Azubi-BSK ist eine Förderung über die gesamte Ausbildungsdauer möglich. Teilnehmen können Menschen mit Migrationshintergrund, die einen Vertrag für eine duale Ausbildung mit einem Unternehmen unterzeichnet haben und berufsschulpflichtig sind. Die Teilnahme ist freiwillig. Eine Besonderheit ist, dass alle Teilnehmenden eines Kurses ähnliche Ausbildungsberufe erlernen. So können die Lehrkräfte optimal auf die Inhalte eingehen, die in der Berufsschule vermittelt werden. Die Azubi-BSK werden für alle Berufe angeboten.
„Der Bedarf ist in allen Bereichen hoch“, betont Sabine Will. „Allerdings können die Kurse nur angeboten werden, wenn sich mindestens 7 Azubis aus ähnlichen Berufen anmelden. Die Berufssprachkurse für Auszubildende werden sich wahrscheinlich eher auf die Bereiche konzentrieren, wo viele migrantischen Azubis sind, weil hier genug Teilnehmer zusammenkommen. Aktuell ist dies vor allem im Hotel- und Gaststättenbereich der Fall und in den Bereichen Lebensmitteltechnik, Lager/Logistik und im Bau. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf nach den Sprachkursen stetig steigen wird – mit dem Anteil migrantischer Azubis.“
Die Teilnahme am Azubi-BSK können die Auszubildenden oder eine von ihnen bevollmächtigte Person beim BAMF beantragen. Nach der Genehmigung können sie sich vor Ort in Zusammenarbeit mit dem Kursträger und der Berufsbildenden Schule anmelden.
Das BAMF ist zuständig für die Bearbeitung und Bewertung der Trägerkonzepte sowie für die Ausstellung der Teilnahmeberechtigungen und die Bearbeitung weiterer kursbezogener Anträge.
KAUSA-Landesstelle koordiniert in Sachsen-Anhalt
„Unsere KAUSA-Landesstelle wurde vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt im März 2022 beauftragt, die Sprachkurse an den Berufsschulen in die Hand zu nehmen. Wir sind damit für die Koordination und Ansprache aller Beteiligten zuständig“, sagt Will. Durch ihre Arbeit bringt die KAUSA-Landesstelle die Berufsschulen, die für ihre Schülerinnen und Schüler eine Sprachförderung für erforderlich halten, mit den passenden Sprachkursträgern und dem BAMF zusammen.
Bei dem Prozess bringt die KAUSA-Projektleiterin eine besondere Stärke des Projekts ein: das breite Netzwerk von der lokalen bis zur landes- und bundesweiten Ebene sowie Kontakte zu zahlreichen Zielgruppen wie zu Auszubildenden mit Flucht- oder Migrationshintergrund, Unternehmen, Berufsschulen und Behörden. Von Vorteil sind auch die langjährigen Erfahrungen der KAUSA-Landesstelle. „Den Kontakt zum Bildungsministerium hat das Sozialministerium nach unserer Beauftragung vorbereitet. Durch meine langjährige Tätigkeit im Bildungsbereich kannte ich den zuständigen Referenten bereits aus vorherigen Kontexten. Das hat die Kommunikation und die Bereitschaft zur Unterstützung gefördert“, sagt Will. „Über das Kursangebot informieren wir über unsere bestehenden Integrationsnetzwerke, wie über Städte und Kreise in Sachsen-Anhalt oder auf Berufsmessen.“
Wie KAUSA vorgeht
Bedarfsabfrage an Berufsschulen und Kurse zusammenstellen
Im September/Oktober 2023 hat die KAUSA-Landesstelle erstmals eine Bedarfsabfrage an allen 24 Berufsschulen in Sachsen-Anhalt durchgeführt, welche jährlich im Herbst zum Start des Ausbildungsjahres wiederholt werden soll. Die Liste aller Berufsschulen sowie die aktuellen Zahlen der Ausbildungsjahre erhält das Projekt über das Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt.
In der Abfrage haben die Fachlehrkräfte die Sprachkenntnisse ihrer Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund eingestuft. Für jeden jungen Menschen haben sie hierfür anonym Schulnoten vergeben: für das Sprechen, Schreiben, Lesen und Verstehen. Auf die Zuordnung zu Sprachniveaus wie A2 oder B2 wurde verzichtet, da diese Einstufung nicht allen Lehrkräften geläufig ist.
„Unser Ziel war, mindestens 7 junge Menschen aus einem Lehrjahr mit ähnlichen Berufen zu finden, die einen Bedarf für einen Sprachkurs haben und für die ein Kurs angeboten werden kann. Ich habe versucht, möglichst Kurse mit etwa 10 bis 15 Schülern zusammenzustellen, weil immer mit einzelnen Absagen zu rechnen ist“, erklärt Sabine Will das Vorgehen. „Wir von der KAUSA-Landesstelle haben dann jeden einzelnen Azubi gefragt, ob er teilnehmen will. Außerdem haben wir ihre Ausbildungsbetriebe angerufen, um zu klären, ob eine Freistellung für den Sprachkurs möglich ist.“
Sobald die jungen Menschen mit Sprachförderbedarf gefunden wurden, sucht Sabine Will nach einem Sprachkursträger.
Passende Träger von Berufssprachkursen finden
Auch von den lokalen Anbietern, die vom BAMF für die Durchführung von Berufssprachkursen zugelassen sind, hat die KAUSA-Landesstelle eine Liste erstellt. „Wir wissen dadurch, welche Sprachkursträger wir in Sachsen-Anhalt ansprechen und mit den Berufsschulen zusammenbringen können“, sagt Projektleiterin Will. „An den Quartalsgesprächen des BAMF, die auf Ebene der Landkreise stattfinden, nehmen wir regelmäßig teil, damit wir auf dem Laufenden bleiben.“
Die ausgewählten Träger haben Lehrkräfte, die die vom BAMF festgelegten Kriterien erfüllen. Die unterrichtenden Lehrkräfte bringen ein abgeschlossenes Hochschulstudium und das Sprachniveau C1 in Deutsch mit. Sie verfügen über eine Zusatzqualifizierung für Deutsch als Fremdsprache (DaF) oder Deutsch als Zweitsprache (DaZ) sowie über eine Zulassung für Berufssprachkurse. Zudem kennen sie sich gut mit den Ausbildungsberufen ihrer Schülerinnen und Schüler aus. Für die Durchführung der speziellen Azubi-BSK arbeiten sie sich in die Berufsbilder ein. Sie beherrschen die Fachtermini, arbeiten eng mit den Fachlehrern an der Berufsschule zusammen und hospitieren im Unterricht. So können die Lehrkräfte ihren Deutschunterricht bedarfsgerecht für die Auszubildenden gestalten.
Kurse in Absprache mit allen Beteiligten organisieren
Die Kurse werden so geplant, dass sie für alle Beteiligten umsetzbar sind. Bei den Unternehmen stehen wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund wie der Ausfall einer Arbeitskraft. Bei den Auszubildenden sind die Kurse in den vollen Arbeitstag zu integrieren. Bei den Sprachkursträgern spielt die zeitliche Verfügbarkeit von Lehrkräften eine wesentliche Rolle. Zu berücksichtigen sind zudem die Lehrpläne der Berufsschulen, die zum Teil in wechselnden Blöcken unterrichten. Die KAUSA-Landesstelle managt diese Termine so, dass der Sprachkursträger die geplanten Kurse umsetzen kann.
Die Kurse können flexibel im Sinne der Beteiligten organisiert werden. Eine Möglichkeit ist, den Kurs online oder in hybrider Form anzubieten, um so die Anfahrtswege und den Zeitaufwand zu minimieren. Eine gute Lösung zum Beispiel für Pflegeberufe oder im ländlichen Raum.
Wann und wo der Sprachunterricht stattfinden kann, stimmt die KAUSA-Landesstelle auch mit den Betrieben ab. Gewünscht ist, dass die Unternehmen ihre Auszubildenden für den Kurs freistellen. „Einige Betriebe in Magdeburg stellen ihre Azubis alle 14 Tage für einen zusätzlichen Schultag frei, damit sie an dem Sprachkurs teilnehmen können“, sagt Will. „Manche Ausbildungsbetriebe bieten keine Freistellung für die Deutschkurse an. Dann muss der Unterricht am Nachmittag nach der Arbeit oder dem Berufsschulunterricht stattfinden. Ein Unternehmen, das viele junge Menschen aus Asien als Fachkräfte im Bereich Lebensmitteltechnik ausbildet, stellt Räume für die Deutschkurse seiner Auszubildenden zur Verfügung. Dies hat den Vorteil, dass die Azubis nicht noch zur Sprachschule fahren müssen.“
Wo weitere Herausforderungen liegen
Mangel an geeigneten Lehrkräften
„Es ist schwierig, geeignete Sprachkursträger zu finden, die einen Kurs durchführen können, also über das Personal und Kapazitäten verfügen. Insbesondere im ländlichen Raum“, berichtet Sabine Will. „In Magdeburg haben wir die drei möglichen Träger angesprochen. Einer konnte den Kurs nicht anbieten, weil er gerade Probleme mit der IT hatte. Einem anderen Sprachkursanbieter fehlte die Zulassung für Berufssprachkurse. Nur der dritte Träger passte. Bei ihm konnte eine Lehrerin den Kurs übernehmen, die im Hotel- und Gaststättenbereich gearbeitet hatte, also Erfahrungen in dem gewünschten Berufsbereich mitbringt.“
Ein grundsätzliches Problem ist, dass in Sachsen-Anhalt auch ein Mangel an Lehrkräften besteht. „Auch bei den Sprachkursträgern fehlt Personal. Viele ihrer ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer arbeiten inzwischen an staatlichen Schulen“, erklärt Will.
Bei Engpässen kann das BAMF gegebenenfalls mit virtuellen Angeboten aus anderen Regionen gegensteuern.
Integration ist mehr als Ausbildung und Sprache
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, holen einige Betrieb junge Menschen aus dem Ausland nach Deutschland. Sabine Will, die als Projektleiterin der KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt die Unternehmen auf diesem Weg unterstützt, weist sie darauf hin, dass sie die jungen Menschen nicht nur ausbilden und die Arbeit betrachten sollen. „Die jungen Menschen sollten auch kulturell, sozial und freundschaftlich aufgenommen werden. Denkbar sind beispielsweise Patenschaften in Unternehmen. So können nebenbei auch die Deutschkenntnisse vertieft werden“, resümiert Will.
Über die KAUSA-Landesstelle
Die KAUSA-Landesstelle Sachsen-Anhalt hat das Ziel, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund auf dem Weg in duale Ausbildung zu begleiten. Außerdem unterstützt das Projekt junge Menschen aus EU- und Drittstaaten, die eine duale Ausbildung in Deutschland anstreben, sowie Unternehmen, die ihnen einen Ausbildungsplatz anbieten wollen
Projektträger sind der Ausbildungsverbund Braunschweig/Magdeburg e.V. sowie die IHK BIZ Halle Dessau GmbH. Die KAUSA-Landesstelle wird bis zum 31.12.2025 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten gefördert.
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Berufssprachkurse für Auszubildende (Azubi-BSK)