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Einstiegsqualifizierung für Migrantinnen und Migranten in Hamburg : Datum:

Über 150 Bewerbungen hat Nazir Asghari geschrieben. Erst über die Einstiegsqualifizierung für junge Migrantinnen und Migranten in Hamburg (EQ-M) fand er einen Ausbildungsplatz. Nun ist er auf dem Weg zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung.

Hände auf Tastatur von Laptop beim Programmieren von Website.
© Adobe Stock, REDPIXEL

Einmal im Monat gibt es einen Pizzafreitag und Barbecue für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Hamburger Softwareunternehmen yes!devs. Einer von ihnen ist Nazir Asghari, der seit August 2019 seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration in dem Betrieb begonnen hat. In seiner Ausbildung setzt Nazir verschiedene Projekte um. Er baut ganze Webseiten für Kunden oder optimiert und repariert bestehende. Seine Arbeit macht dem 20-Jährigen Spaß. „Das Team ist super. Ich lerne jeden Tag viel Neues und alle sind sehr hilfsbereit“, erzählt Asghari.

Praktika und Gespräche mit der Jugendberufsagentur haben bei Berufswahl geholfen

Nicht immer lief alles so reibungslos wie jetzt. Vor drei Jahren erst ist Asghari aus Afghanistan nach Deutschland gekommen – ohne seine Familie. Die 10. Klasse konnte Nazir in seiner alten Heimat nicht mehr abschließen. „In Hamburg bin ich dann erstmal weiter zur Schule gegangen und konnte sie mit dem Realschulabschluss beenden“, berichtet Asghari.

Wie viele andere Jugendliche war sich Asghari unsicher, was er beruflich machen wollte. Klar war für ihn aber, dass es irgendwas mit Computern zu tun haben sollte. „Ich habe bereits während der Schulzeit mehrere Praktika gemacht. Vier Praktika waren bei uns verpflichtend. Eines davon habe ich bei einem Freelancer absolviert, der Webseiten gebaut hat. Ich habe auch selber eine Webseite bauen dürfen. Das hat mir sehr gut gefallen“, beschreibt Asghari seine Erfahrungen.

Ausschlaggebend für die Wahl seiner Ausbildung waren neben den Praktika vor allem die Gespräche mit der Berufsberaterin Frau Clapperton von der Jugendberufsagentur. „An unserer Schule kam regelmäßig die Berufsberaterin von der Arbeitsagentur vorbei, um mit uns über unsere berufliche Zukunft zu sprechen. Durch diese Gespräche und meinen Erfahrungen, die ich während meiner Praktika gemacht habe, wollte ich eine IT-Ausbildung beginnen“, erzählt Asghari.

Doch der Weg in die Ausbildung war holprig. 150 Bewerbungen hat Nazir geschrieben – vergebens. „Ich hatte zwar ein paar Vorstellungsgespräche, aber meistens habe ich direkt eine Absage bekommen“, äußert sich Asghari. Für den Jugendlichen keine einfache Zeit.

EQ-M als Türöffner bei Betrieben

Nach weiteren Gesprächen mit der Berufsberaterin erhielt Asghari über die Förderung EQ-M, einer Einstiegsqualifizierung für junge Migrantinnen und Migranten zwischen 18 und 25 Jahren, die Möglichkeit in einem Betrieb zu arbeiten. In Hamburg wurde mit der EQ-M ein Angebot für EQ-Teilnehmende geschaffen, die in Vorbereitung auf die Ausbildung noch weitere Sprachförderung benötigen. In erster Linie richtet sich diese Förderung an nicht-schulpflichtige Neuzugewanderte.

„Ein Deutschsprachniveau von B2 gilt als Voraussetzung für das erfolgreiche Absolvieren einer Berufsausbildung. Neuzugewanderte, die beruflich orientiert sind, bisher aber nur das Sprachniveau B1 erreichen konnten, erhalten durch einen zusätzlichen berufsbezogenen Sprachunterricht während der EQ die Möglichkeit, die notwendige Fachsprache bereits vor dem Einstieg in die Ausbildung zu erlangen. Die Teilnahme am zusätzlichen berufsbezogenen Sprachunterricht ist für diese Teilnehmenden an der Einstiegsqualifizierung für Migrantinnen und Migranten verbindlich“, erläutert Maik Wantikow vom Hamburger Institut für Berufliche Bildung.

Eine Einstiegsqualifizierung findet sowohl im Betrieb statt als auch in der Schule. „An zwei Tagen war ich in der Schule und an den anderen Tagen im Unternehmen. Ich hatte verschiedene Fächer wie Deutsch, Mathe und Englisch. Aber auch Politik und Verwaltung zählten dazu“, erläutert Asghari.

Der Unterricht umfasst insgesamt 12 Stunden. Die Unterrichtsinhalte orientieren sich an ihren zukünftigen Ausbildungsberufen. „In Hamburg wurden dazu an sechs berufsbildenden Schulen Klassen eingerichtet. Dabei wird zwischen gewerblich-technischen Berufen, Berufen aus dem Bereich Handel und Dienstleistung sowie Pflege und Gesundheit unterschieden und entsprechende Schwerpunktklassen an Fachberufsschulen gebildet“, erzählt Wantikow.

Erfolgreicher Übergang in Ausbildung

Zwischen 6 und 12 Monaten dauert die Förderung. Der Betrieb und der Jugendliche sollen während dieser Zeit klären, ob eine Übernahme in eine Berufsausbildung stattfinden kann. Oft führt die Förderung zum Erfolg. „In den Schuljahren 2017/2018 und 2018/2019 haben insgesamt 361 junge neu zugewanderte Frauen und Männer an der Einstiegsqualifizierung mit zusätzlicher berufsbezogener Sprachförderung teilgenommen. Insgesamt 204 Übergänge in Ausbildung konnten im Anschluss erreicht werden“, bilanziert Wantikow.

Bei Asghari klappte es im ersten EQ-Betrieb nicht direkt. Beim zweiten Anlauf mündete Asghari in sein jetziges Ausbildungsverhältnis bei dem Hamburger IT-Unternehmen ein. „Von Anfang an habe ich einen Plan bekommen, was ich lerne, aber auch, was ich nicht lerne. Alle haben mich unterstützt und ich konnte jederzeit jemanden im Team ansprechen, wenn ich Hilfe brauchte. Es lief so gut, dass ich direkt zum August 2019 meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung begonnen habe“, so Asghari weiter. Auch die Teamevents, wie der regelmäßige Pizzafreitag, tragen dazu bei, dass Asghari sich in dem Unternehmen wohlfühlt.

Ausbildungsverhältnis soll in Arbeitsverhältnis münden

Die EQ-M hat sich für Asghari gelohnt. In seiner Ausbildung benötigt Asghari keine zusätzliche Unterstützungsleistung. „In der Berufsschule komme ich gut mit. Dafür lerne ich auch jeden Tag drei Stunden. Die Fachsprache ist das einzige, was mir manchmal noch schwerfällt“, erzählt Asghari. Seine Ausbildung gefällt dem jungen Mann in seinem jetzigen Ausbildungsbetrieb so gut, dass er sich vorstellen kann, auch anschließend weiter in dem Betrieb zu arbeiten. Und auch der Betrieb hat bereits Interesse signalisiert.