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"Zukunftschance assistierte Ausbildung" in Sachsen-Anhalt : Datum:

Moukaramou Amoussa hat es mit Hilfe der Assistierten Ausbildung geschafft, seine Ausbildung zur Fachkraft für „Kurier-Express und Postdienstleistungen“ abzuschließen. 

Moukaramou Amoussa mit gelbem Fahrrad beim Ausliefern der Post
Moukaramou Amoussa mit gelbem Fahrrad beim Ausliefern der Post © Servicestelle Bildungsketten

Moukaramou Amoussa hat es mit Hilfe der Assistierten Ausbildung geschafft, seine Ausbildung zur Fachkraft für „Kurier-Express und Postdienstleistungen“ abzuschließen. Zunächst hatte er Schwierigkeiten, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen. Eine Einstiegsqualifizierung (EQ) ermöglichte ihm, Einblicke bei seinem jetzigen Arbeitgeber, der Deutschen Post, zu erhalten.

Moukaramou Amoussa hatte eigentlich andere Pläne, als er 2012 aus dem Benin nach Halle in Sachsen-Anhalt kam. In Benin hatte der heute 27-jährige die Schule mit dem Abitur beendet, fünf Jahre in der Handball-Nationalmannschaft gespielt und wollte in Deutschland dort anknüpfen, wo er aufgehört hat. „Mein Plan war es, in Deutschland zu studieren und weiterhin in einer Mannschaft Handball zu spielen“, erzählt Amoussa. Fehlende Schulzeugnisse und mangelnde Deutschkenntnisse erschwerten die Aufnahme eines Studiums.

Über eine Einstiegsqualifizierung gelang der Weg in die Ausbildung

Für den jungen Mann war jedoch klar, dass er seine Chance nutzt, sich beruflich weiterzuentwickeln und in Deutschland zu arbeiten. So erfuhr er von der Option, eine duale Ausbildung zu absolvieren. Die Sprache zu lernen war auch dabei eine wichtige Voraussetzung. „Englisch und Französisch konnte ich schon. Deutsch habe ich mir zum Teil durch Kindersendungen, Bücher und das Internet versucht selber beizubringen. Ich wollte unbedingt eine Arbeitsstelle finden“, erklärt Amoussa. Zusätzlich besuchte er mehrere Deutschkurse.

Über einen Freund wurde er auf die Deutsche Post als Arbeitgeber aufmerksam und startete zunächst bei DHL eine sogenannte Einstiegsqualifizierung Plus Plus (EQ++). Mit der Maßnahme können Jugendliche in der Regel bis zum 25. Lebensjahr ein Langzeitpraktikum zwischen sechs bis zwölf Monaten absolvieren. Dadurch erhalten junge Menschen wie Moukaramou Amoussa Einblicke in Teile des Ausbildungsberufes und lernen den Betrieb kennen. Auch die Betriebe profitieren davon: Sie können herausfinden, ob die Kandidatin oder der Kandidat für eine Ausbildungsstelle im Unternehmen geeignet ist.

Gefördert wird die EQ durch die Bundesagentur für Arbeit. In Sachsen-Anhalt besteht für junge Menschen mit mehr Förderbedarf die Möglichkeit, mit EQ++ ergänzend zu dem Praktikum an einem Tag in der Berufsschule zu sein sowie bei sprachlichen Problemen an einem Tag Sprachunterricht zu erhalten. Für Moukaramou Amoussa war dies der Türöffner für seine Ausbildung zur Fachkraft für Kurier-Express und Postdienstleistungen bei der Deutschen Post.

Weitere Unterstützung während der Ausbildung

Da Moukaramou Amoussa mit dem praktischen Teil seiner Arbeit gut zurechtkam, aber in der Berufsschule Schwierigkeiten hatte, erhielt er während seiner Ausbildung Unterstützung durch die Landesvariante der Assistierten Ausbildung, das Landesprogramm „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ (ZaA). „Moukaramous Arbeitgeber, die Deutsche Post, ist auf uns zugekommen, damit er während der Ausbildung zusätzliche Unterstützung erhält“, erläutert Carmen Wancl, pädagogische Mitarbeiterin bei der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) Merseburg, Außenstelle Halle.

Der Bildungsträger ist einer von mehreren Trägern, der das Landesprogramm umsetzt. Sachsen-Anhalt hat den § 130 SGB III (8) genutzt, der es erlaubt, das Instrument landesspezifisch anzupassen. Das Land hat die Zielgruppe erweitert sowie zusätzliche Maßnahmen geschaffen, um die Programmwirkung zu erhöhen. „Neben verbesserten Betreuungsschlüsseln wurden zum Beispiel vier Koordinierungsstellen bei den gewerblichen Kammern als Schnittstellen zwischen Trägern, Ausbildungsbetrieben und den Verantwortlichen der Maßnahme bei der Agentur für Arbeit oder Jobcentern installiert. Die Kammerkoordinierenden stellen einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar, der bereits bundesweit für Beachtung gesorgt hat“, erklärt Jessica Zedler vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration in Sachsen-Anhalt.

Erweiterter Förderkreis durch „Zukunftschance assistierte Ausbildung“

Mit dem Landesfachkonzept zum Programm „Zukunftschance assistierte Ausbildung Sachsen-Anhalt (ZaA)“ wurde zudem der förderfähige Personenkreis um junge Menschen mit „besonderen Lebensumständen“ erweitert. Auch weitere Zielgruppen, darunter Alleinerziehende und junge Menschen, die Angehörige pflegen, sowie Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund sollen durch das Instrument besondere Unterstützung erhalten. Davon profitierte auch Moukaramou Amoussa.

„Moukaramou hat durch die ZaA erst in der zweiten Phase der Assistierten Ausbildung Unterstützung erhalten, da er sich bereits in einem Ausbildungsverhältnis befand. Im Falle von Moukaramou sah die Unterstützung so aus, dass er Stützunterricht im Fachunterricht insbesondere im Textverständnis für die Prüfungsvorbereitung erhielt. Auch im Umgang mit Behörden bekam er Hilfe. Obwohl Moukaramou gut Deutsch konnte, brauchte er zudem noch Hilfe im fachspezifischen Deutsch“, führt Carmen Wancl die Unterstützungsleistungen auf.

Neu: Monatsgespräche und Coaching in Betrieben

Auch zusätzliche Angebote wurden bei dem Instrument aufgenommen. „Bei der ZaA werden Monatsgespräche durchgeführt. Das sind akteursübergreifende Fallgespräche, in denen gemeinsam über den jeweiligen Teilnehmenden gesprochen und der Förderbedarf abgestimmt wird. Darüber hinaus werden Kompetenzbildungsangebote und Erfahrungsaustausche für Träger angeboten sowie Coachings und Austauschformate für die Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben“, führt Zedler weiter aus.

Durch eine wissenschaftliche Begleitung wird das Instrument regelmäßig ausgewertet und angepasst. In der Zwischenzeit hat sich das seit 2016 bestehende Instrument etabliert. „Die Maßnahme wird sowohl von den Unternehmen als auch von den Jugendlichen sehr gut angenommen. So gibt es Unternehmen, die bereits von Beginn am Landesprogramm ZaA teilnehmen. Die Erfahrung der beteiligten Unternehmen zeigt, dass durch die Teilnahme am Programm der Gefahr eines Ausbildungsabbruches entgegengewirkt werden kann“, so Zedler. Wie auch der Fall mit Amoussa bestätigt.

Übergang ins Berufsleben

Durch die Unterstützung konnte Moukaramou Amoussa seine Ausbildung abschließen. Seit April 2019 arbeitet der 27-Jährige als Briefzusteller für die Post. „In meinem Beruf verteile ich Briefe, kleinere Päckchen und Kataloge. Die Arbeit gefällt mir sehr gut, vor allem, da ich mich viel bewege und an der frischen Luft bin“, berichtet Moukaramou Amoussa.

Für die Unterstützung ist Amoussa nach wie vor sehr dankbar: „Die Assistierte Ausbildung hat mir viel gebracht für meinen Weg in den Beruf. Insbesondere Frau Wancl hat mir sehr geholfen. Ich gehe immer noch hin und wieder dort vorbei, um Hallo zu sagen“, erzählt Amoussa.

Für die nächsten Jahre möchte er weiter seinen Beruf als Fachkraft für Kurier-Express- und Postdienstleistungen ausüben. Trotzdem hat er seinen Traum vom Studium noch nicht ganz aufgegeben. Mit dem Handball ist er einen Schritt weiter: Er spielt wieder regelmäßig in einer Mannschaft.

Hintergrund: „Assistierte Ausbildung“ in Brandenburg

Neben Sachsen-Anhalt besteht auch in Brandenburg eine landesspezifische Variante der Assistierten Ausbildung. In Brandenburg ist diese ein Bestandteil der Bildungsketten-Vereinbarung mit dem Bund und der Bundesagentur für Arbeit. Das Land hat darin zugesichert, das Instrument der Assistierten Ausbildung auszuweiten. Seit Oktober 2017 gibt es die landesspezifische Variante der Assistierten Ausbildung.

Mit § 130 SGB III Absatz 8 besteht die Möglichkeit, das Instrument der Assistierten Ausbildung landesspezifisch anzupassen. Das Land Brandenburg hat entsprechend mit der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit ein flankierendes Landesprogramm „Assistierte Ausbildung Brandenburg“ vereinbart. Das Instrument bietet einer erweiterten Zielgruppe Zugang zu den Unterstützungsleistungen. Voraussetzungen sind eine zumindest absehbare Ausbildungsreife und ein vorhandenes Ausbildungsinteresse.

Auch steht die Förderung aus Mitteln des Landes Brandenburg den bisher von der Förderung ausgeschlossenen Auszubildenden in der einjährigen, landesrechtlich geregelten Altenpflegehilfe- und Krankenpflegehilfeausbildung offen sowie den Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege. Damit passt das Land Brandenburg das Instrument „Assistierte Ausbildung“ auf seine Bedarfe an.