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Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ – Virtual-Reality-Brillen geben Einblick in Berufe und Betriebe

Die Arbeits- und Berufswelt virtuell erleben: Virtual-Reality-Brillen machen es möglich. Schülerinnen und Schüler können so spielerisch Unternehmen und Ausbildungsberufe kennenlernen. In Brandenburg ist diese innovative Form der Berufsfelderkundung im Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ verankert.

Ein Jugendlicher hat virtuelle Brille an, ein Jugendlicher sitzt vor Monitor, Lehrkraft steht hinter ihnen
Projektmitarbeiter Andreas Standke (M.): "Transfer von der virtuellen in die reale Welt" © BIBB/berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Virtual Reality – kurz VR – steht für virtuelle Realität. Im Bildungsbereich kommen VR-Brillen vermehrt zum Einsatz, da sie orts- und zeitunabhängig neue Lernmöglichkeiten bieten. Ein Beispiel hierfür ist der Workshop „Berufsorientierung virtuell“. Junge Menschen können mittels VR-Brillen die Betriebe virtuell besichtigen und in den Berufsalltag eintauchen. 360-Grad-Videos vermitteln einen Rundumblick. Seit 2021 setzt das Oberstufenzentrum (OSZ) Dahme-Spreewald die VR-Brillen regelmäßig in der Berufsfelderkundung ein. Der Workshop richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule Grundbildung (BFS-G) und Grundbildung Plus (BFS-G Plus) in Brandenburg. Ziel ist es, die Berufswahlkompetenz zu stärken.

Die Erfahrungen mit diesem digitalen Instrument sind bei Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern am OSZ durchweg positiv. „Der spielerische Ansatz ist bestens dafür geeignet, Jugendliche an das Thema Berufsausbildung heranzuführen“, sagt Sebastian Gallin, Projektleiter für das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ im Landkreis Dahme-Spreewald.

Über 260 Ausbildungsberufe zur Auswahl

Die Schülerinnen und Schüler durchlaufen in dem Workshop verschiedene Stationen. Über die VR-Brillen können sie sich Berufsfelder anschauen. Mehr als 260 Ausbildungsberufe zeigt der Anbieter „Dein erster Tag“, zum Beispiel aus den Bereichen Handwerk, Handel oder Logistik – von A wie Anlagenmechaniker/in bis Z wie Zöllner/in. Informiert wird auch über die beruflichen Perspektiven, die ein Hochschulstudium bietet. In den 360-Grad-Videos berichten zum Beispiel junge Auszubildende oder Arbeitnehmende über berufstypische Tätigkeitsfelder.

Praktikum und Reflexionsgespräch ergänzen VR-Brillen

In Kleingruppen werden die eigenen Stärken und persönlichen Interessen analysiert, um sie mit den Anforderungen verschiedener Berufsfelder abzugleichen. Dabei sollen sich die Teilnehmenden gegenseitig befragen und selbst Feedback geben. Das trainiert die Selbst- und Fremdeinschätzung. Eine Auswertung erfolgt anhand von Arbeitsblättern, die als pädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung stehen. Danach folgt ein Reflexionsgespräch: Welche Vorstellungen zu einem Berufsfeld haben sich bestätigt? In welchem Berufsfeld wäre ein Praktikum interessant?

„Es gilt die verschiedenen Berufe aus der VR-Brille in der Praxis erfahrbar zu machen. Dieser Transfer von der virtuellen in die reale Welt ist entscheidend“, erklärt Projektmitarbeiter Andreas Standke vom Landkreis Dahme-Spreewald. Deshalb besuchen die Jugendlichen zwei Wochen lang einen realen Betrieb, um praktisch zu arbeiten. So wird festgestellt, ob ein gewählter Beruf den eigenen Interessen entspricht. Zahlreiche Maßnahmen zur Beruflichen Orientierung flankieren den Workshop.

Vielversprechender Ansatz – auch für andere Schulen geeignet

Die Workshops des Landesprogramms „Türöffner: Zukunft Beruf“ werden über die entsprechende Richtlinie aus ESF- und Landesmitteln finanziert. Die VR-Brillen können von Schulen indes kostenfrei für einen begrenzten Zeitraum beim Anbieter ausgeliehen werden. Bei regelmäßigem Einsatz kann jedoch eine dauerhafte Anschaffung sinnvoll sein.

„Die VR-Brillen schaffen einen Anlass, mit Schülerinnen und Schülern zum Thema Ausbildung ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben“, betont Eckhard Thiele, Schulleiter am OSZ. Auch Lehrkräfte, Eltern sowie Freundinnen und Freunde profitieren davon, da sich die Diskussion über Berufe aus der Schule heraus in der Familie und im Freundeskreis fortsetzt. Für die Berufswahlkompetenz ist es daher ein vielversprechender Ansatz, verschiedene Berufe über VR-Brillen vorzustellen, ein Praktikum anzuschließen und in Gesprächen darüber zu reflektieren.

Begleitung für Schülerinnen und Schüler am Übergang Schule – Beruf

Mit dem Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ wurden an den OSZ Lokale Koordinierungsstellen (LOK) implementiert. Die Arbeit der LOK hat zwei Schwerpunkte: Zum einen sollen die sozialen und personalen Kompetenzen vor und während der Ausbildung gestärkt werden. Hierzu organisieren die Mitarbeitenden der LOK Projekte wie zum Beispiel den Workshop mit den VR-Brillen. Zuvor werden die Schülerinnen und Schüler gefragt, wo sie den größten Unterstützungsbedarf haben. Fühlen sich die Auszubildenden etwa gestresst, wird ein Projekt zum Stressmanagement aufgelegt. Das soll dazu dienen, dass Auszubildende ihre Ausbildung besser bewältigen.

Zum anderen fungieren die Mitarbeitenden der LOK als Lotsinnen und Losten und haben die Aufgabe, auf weitere Unterstützungsangebote am Übergang Schule – Beruf hinzuweisen. Wichtige Netzwerkpartner sind die Bundesagentur für Arbeit (BA), die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Handwerkskammer (HWK). Die Schülerinnen und Schüler kommen mit ihrem Anliegen zu den Lotsinnen und Lotsen und werden an die richtige Stelle gelotst, die ihnen weiterhelfen kann.

Die Mitarbeitenden der 14 „Lokalen Koordinierungsstellen“ (LOK) an Brandenburgs OSZ begleiten junge Menschen somit in Gruppen oder bzw. und auch individuell am Übergang Schule – Beruf. Am OSZ Dahme Spreewald übernehmen Sebastian Gallin und Andreas Standke diese verantwortungsvolle Aufgabe.

So helfen sie beispielsweise dabei, einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz zu finden. Sie beantworten Fragen rund um das Thema Berufsausbildung, bereiten mit bedarfsgerechten Projekten auf Bewerbungsgespräche vor oder unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei, berufliche Perspektiven zu entwickeln. Als Lotsen verweisen sie auf regionale Angebote für Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Sie informieren über Unterstützungsangebote und Unternehmen der Region. Gute Kontakte in die lokale Wirtschaft und zu Beratungsstellen sorgen für eine starke Vernetzung regionaler Bildungs- und Beratungsangebote.

Unterstützung rechtzeitig in Anspruch nehmen

„Damit das Unterstützungsangebot des Programms „Türöffner: Zukunft Beruf“ überhaupt greifen kann, muss es unter den Schülerinnen und Schülern sowie den Auszubildenden bekannt sein“, benennt Standke eine Grundvoraussetzung. Beginnt ein neues Ausbildungsjahr, stellen die Lotsen das Angebot bereits in der ersten Berufsschulwoche vor. Sie werben dafür, Hilfe rechtzeitig in Anspruch zu nehmen und möchten diesen Schritt so einfach wie möglich gestalten. „Wer bei uns anklopft, hat ein Anliegen auf dem Herzen. Wir unterstützen persönlich und zeigen Lösungswege auf, wie es der Name „Türöffner“ schon erahnen lässt“, ergänzt Gallin.

Befragung ermittelt Stimmungsbild einer Schulklasse

Befragungen helfen dabei, die Lotsenfunktion vorzubereiten und den Projektbedarf zu analysieren. Beispiel: Um das Stimmungsbild in einer Klasse zu ermitteln, werden Abfragen anonym und standardisiert durchgeführt. Wie zufrieden sind die Auszubildenden mit ihrer Arbeit? Wie sehen sie ihre schulischen Leistungen? „Erscheint uns ein Abstimmungsergebnis als kritisch, bieten wir präventiv unsere Hilfe an“, so Gallin. Im ersten Lehrjahr ist eine solche Befragung besonders sinnvoll, um eine vorzeitige Lösung des Ausbildungsverhältnisses zu vermeiden. Der elektronische Selbstfragebogen umfasst 13 Fragen, der über einen QR-Code am Smartphone aufgerufen und beantwortet werden kann. Das Instrument kam 2021 erstmals zum Einsatz. Entwickelt wurde es gemeinsam mit der BA, IHK und HWK.

Information in Gruppen zum Thema Ausbildung

Neben der individuellen Begleitung besteht die Möglichkeit, die Jugendlichen in Gruppen rund um das Thema Ausbildung zu informieren. Dabei werden auch Netzwerkpartner eingebunden. Über die Kammern werden zum Beispiel Auszubildende zu ihren Rechten und Pflichten aufgeklärt. Schülerinnen und Schüler erhalten von den Fachkräften der Berufsberatung Informationen. Über „Türöffner“ lassen sich zudem passgenau zugeschnittene Gruppenangebote wie Workshops, Seminare und Betriebsbesichtigungen realisieren. Das Ziel ist, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden bzw. die Ausbildungsfähigkeit zu stärken. Insbesondere kompetenz- und selbstwirksamkeitstärkende Inhalte (z.B. Stressmanagement, Konfliktfähigkeit oder „Gastro-Knigge“) sind Gegenstand der Gruppenmaßnahmen. Ebenso spielen teambildende Maßnahmen eine wichtige Rolle.

So ändert sich etwa die Zusammensetzung der Klassen im Bildungsgang BFS-G und BFS-G Plus im Laufe eines Schuljahres. Abgänge kommen zum Beispiel zu Stande, wenn die Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) oder Einstiegsqualifizierung aufnehmen. Zugänge beruhen in der Regel auf Ausbildungsabbrüchen oder Zuwanderung. „Für die Lehrkräfte bedeutet das, flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen zu können“, so Schulleiter Thiele. Auch an dieser Stelle kann das Programm „Türöffner“ mit adäquaten Gruppenprojekten den Zusammenhalt innerhalb der Klassen unterstützen.

Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ zeigt Lösungen auf

Die Akteurinnen und Akteure im Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ tragen dazu bei, dass jungen Menschen der Einstieg ins Berufsleben gelingt. „Der Türöffner ist eine Supportstruktur am OSZ, die die Jugendlichen am Übergang Schule – Beruf unterstützt und die Vernetzung zwischen OSZ und den Partnern wie z.B. BA, HWK und IHK verstärkt. Wir sind dafür da, individuell passende Lösungen und Wege aufzuzeigen“, so Projektleiter Gallin.

Der „Türöffner“, sagt Schulleiter Thiele, bietet den jungen Menschen direkte Ansprechpersonen und unbürokratische Unterstützung am OSZ. Es schafft Transparenz über die Angebote am Übergang Schule – Beruf und ermöglicht durch die Lotsenfunktion einen Zugang zu passenden Bildungs- und Beratungsangeboten.

Das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ wurde 2016 vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) in Brandenburg aufgelegt und hat eine Laufzeit bis 2028. Rund 27.000 junge Menschen wurden bislang erreicht. Das Programm wird mit ESF- und Landesmitteln finanziert.

Links

Landesprojekt „Türöffner: Zukunft Beruf“ in Brandenburg

Oberstufenzentrum Dahme-Spreewald

Unterstützungsprojekt der Lokalen Koordinierungsstellen (LOK) in Brandenburg