"Berufliche Orientierung für Personen mit Flucht- und Migrationserfahrung (BOFplus)" – erste Bilanz des Förderprogramms : Datum:
Die neuen Elemente des BOFplus-Programms bewähren sich. Die Nachfrage nach BOFplus-Kursen ist groß: An einigen Orten gibt es Wartelisten. Bei der Entwicklung von BOFplus wurden die Empfehlungen aus der Evaluation des Vorgängerprogramms BOF aufgegriffen.
Mit BOFplus fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von Mai 2024 bis Ende 2027 bundesweit Kurse, in denen Teilnehmende mehrere Berufe in einer Berufsbildungsstätte sowie in einem Ausbildungsbetrieb erproben und die Fachsprache erlernen können.
Zurzeit bieten 29 Bildungsträger BOFplus-Kurse an, ab 2025 kommen 5 weitere hinzu. Einen Überblick bietet die Projektlandkarte unter bofplus.de/landkarte.
Ziele und Zielgruppen
Die Kurse begleiten Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in die Ausbildung. Im Fokus steht hierbei die duale Ausbildung. Die Teilnehmenden sollen durch den Kurs erfahren, welcher Beruf zu ihnen passt, und auf eine Ausbildung vorbereitet werden. Weitere Optionen können eine berufliche Qualifizierung oder ein Studium sein – falls sich nach dem Kurs herausstellt, dass eine Ausbildung unpassend ist.
Voraussetzungen für eine Teilnahme sind:
- Interesse an einer Ausbildung
- erfüllte Vollzeitschulpflicht
- gute Deutschkenntnisse, mindestens B1-Niveau
- kein Berufsabschluss bzw. kein in Deutschland anerkannter Berufsabschluss
- Zugang zum Arbeitsmarkt
Es besteht keine Altersbeschränkung.
Wer bisher einen BOFplus-Kurs besucht:
(Stand: 26. November 2024)
- Über 92 Prozent haben einen Fluchthintergrund
- 31 Prozent kommen aus der Ukraine, 18 Prozent aus Syrien, 9 Prozent aus Afghanistan, 6 Prozent aus dem Irak, 5 Prozent aus der Türkei und 4 Prozent aus dem Iran
- 62 Prozent sind Männer, 38 Prozent Frauen
BOFplus: Weiterentwicklung nach Evaluation des BOF-Programms
Die BOFplus-Förderrichtlinie vom 1. Februar 2024 basiert auf dem Programm „Berufliche Orientierung für Zugewanderte (BOF)“, welches sich unter anderem durch seine Praxisnähe ausgezeichnet hat und von 2016 bis 2023 durchgeführt wurde.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) begleitet das Programm im Auftrag des BMBF. Die fachliche Begleitung bietet beispielsweise Workshops für die Träger an, ermöglicht den Erfahrungsaustausch und entwickelt das Programm weiter. Nach Abschluss des BOF-Programms hat das BIBB die Prognos AG mit einer Evaluation beauftragt, um Zielerreichung, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit zu überprüfen und die Förderrichtlinie für das Nachfolgeprogramm BOFplus zu erarbeiten. Hierbei wurden alle vier Maßnahmen für eine Weiterentwicklung des Programms aufgegriffen, die in der Evaluationsstudie empfohlen wurden:
- Einführung von Standards für Netzwerkarbeit
- Orientierungsphase zur besseren Passung
- Sensibilisierung und systematische Unterstützungsangebote für Betriebe
- Persönliche Übergabe der Teilnehmenden an weitere Betreuung
Gespräche mit den BOFplus-Trägern im Rahmen von regionalen Austauschtreffen sowie erste Auswertungen zeigen, dass die Optimierung zielführend ist.
Netzwerkarbeit – noch intensivere Zusammenarbeit mit Jobcenter
In der BOFplus-Förderrichtline steht, dass das Projekt in Kooperation mit Regelinstitutionen und weiteren Netzwerkpartnern durchzuführen ist. Das BIBB empfiehlt allen Trägern die Vernetzung mit Bundesprogrammen wie „Rat geben – Ja zur Ausbildung!“, „MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch“ oder den KAUSA-Landesstellen.
Eine wichtige Rolle spielen die Netzwerkpartner bei der Gewinnung von Zugewanderten für die Kurse. Die neue BOFplus-Förderrichtlinie stärkt die Kooperation. Denn es ist nun erforderlich, dass mit dem Antrag eine erste Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit der Arbeitsverwaltung und/oder weiteren Netzwerkpartnern eingereicht wird. Die meisten Projekte berichten, dass sie erfolgreicher bei der Akquise sind, insbesondere weil sie das Jobcenter und die Agentur für Arbeit frühzeitig eingebunden haben. Das Jobcenter informiert Zugewanderte über die Kurse und schickt Interessierte direkt zu den Kursanbietern. Die erfolgreiche Kooperation mit Berufsschulen trägt dazu bei, dass sich viele junge Menschen aus Förderklassen für Neuzugewanderte für die Kurse angemeldet haben und so der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt. Weitere wichtige Netzwerkpartner, die bei der Akquise einbezogen werden, sind Jugendämter, Ausländerbehörden, Unterkünfte und Beratungsstellen für Geflüchtete, Sprachschulen und Anerkennungsberatungsstellen.
Hintergrund: Etwa 60 Prozent der Teilnehmenden beziehen Leistungen des Jobcenters. Vor dem BOFplus-Kurs haben 45 Prozent der Teilnehmenden einen Sprach- oder Integrationskurs und 27 Prozent die Schule besucht, 12 Prozent waren arbeitslos.
Orientierungsphase bewährt sich
Die BOFplus-Träger bieten eine Orientierungsphase zur vertieften Eignungsfeststellung an. So soll sichergestellt werden, dass der Kurs erfolgreich abgeschlossen und eine Ausbildung aufgenommen werden kann. Vor der Aufnahme in diese Phase führt der Träger mit jeder Person ein Beratungsgespräch, um die Zugangsvoraussetzungen zur Kursteilnahme, die Sprachkenntnisse, Motivation und beruflichen Vorerfahrungen zu erfassen.
Alle Projektträger betrachten diese neue Phase als sinnvolles und wirkungsvolles Instrument zur Einschätzung der Motivation und Eignung der potentiellen Teilnehmenden. Positiv bewertet wird, dass sich die Teilnehmenden stärker einbringen. Denn ihnen ist bewusst, dass nicht jeder direkt in den BOFplus-Kurs übernommen wird. Besonders nützlich ist das Reflexionsgespräch zum Abschluss der Orientierungsphase, betonen sowohl die Projektträger als auch die Teilnehmenden.
Bisher haben über 880 Personen an der Orientierungsphase teilgenommen. Fast 80 Prozent von ihnen wurden im Anschluss in den BOFplus-Kurs aufgenommen.
Unterstützungsangebote für Betriebe
Das Ausbildungspersonal soll durch BOFplus auf seine herausfordernden Aufgaben intensiver vorbereitet und frühzeitig mit weiterführenden Angeboten zur Ausbildungsunterstützung bekannt gemacht werden.
Die BOFplus-Träger unterstützen das Betriebspersonal bei der Sprachvermittlung während der Betriebsphase. Sie sensibilisieren die Betriebe für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund und erweitern deren Kompetenzen, sodass die Betriebe die zukünftigen Auszubildenden gut begleiten können. Der Kontakt zwischen Unternehmen und Kursteilnehmenden wird aufgebaut, beispielsweise indem sich der Betrieb im BOFplus-Kurs vorstellt oder die BOFplus-Klasse den Betrieb besucht.
Persönliche Übergabe an Begleitung nach BOFplus-Kurs
Eine Aufgabe der Projektträger ist es, die Teilnehmenden und Betriebe auch über Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren, die nach dem Kursabschluss weiterhelfen. Persönliche Kontakte sollen hergestellt werden; ein reiner Verweis auf Beratungsstellen ist unzureichend.
Die Träger sind mit der neuen Förderrichtlinie dazu aufgefordert, Kooperationen mit Organisationen aufzubauen, die eine Betreuung nach dem Kurs anbieten können. So sollen sie Kontakt mit den regionalen Ansprechpersonen des Programms VerAplus aufnehmen. Die ehrenamtlichen VerAplus-Ausbildungsbegleitungen des Senior Expert Service (SES) stehen den jungen Menschen während der Ausbildung zur Seite und unterstützen individuell nach persönlichem Bedarf. Zudem wird empfohlen, mit den Bildungsträgern Kontakt aufzunehmen, die die Assistierte Ausbildung (AsAflex), ein Instrument der Bundesagentur für Arbeit, umsetzen.
Ablauf von BOFplus-Kursen in 3 Phasen
Alle Phasen
- werden in Voll- und Teilzeit angeboten
- bieten eine persönliche sozialpädagogische Begleitung nach Bedarf, beispielsweise bei Behördenterminen, bei der Suche nach einem Betrieb für die Betriebsphase oder einem Ausbildungsplatz
1: Orientierungsphase (1 – 2 Wochen)
Die Orientierungsphase trägt zu einer hohen Erfolgsquote der BOFplus-Kurse bei.
Die Zugewanderten können in dieser Phase einen ersten Eindruck vom Ablauf des Kurses gewinnen. Sie erhalten ausführliche Informationen über das Angebot, Fach- und Sprachunterricht sowie Einblicke in mehrere Berufsfelder in den Praxisräumen. Ergänzend wird eine persönliche Beratung zu beruflichen Möglichkeiten angeboten. So können die Interessierten feststellen, ob ein BOFplus-Kurs für sie der richtige Weg ist. Die BOFplus-Träger prüfen in dem Zeitraum, ob die Interessierten die Voraussetzungen erfüllen und eine Teilnahme an dem Kurs möglich ist. Zu erfassen sind insbesondere das Sprachniveau, schulische Grundkenntnisse sowie personale, soziale und methodische Kompetenzen.
2: BOFplus-Kurs (9 – 18 Wochen)
Der BOFplus-Kurs zeichnet sich durch einen starken Praxisbezug aus.
In den Praxisräumen einer Betriebsbildungsstätte können die Teilnehmenden bis zu 5 Berufe kennenlernen. Welche Berufe vorgestellt werden, ist bei den BOFplus-Trägern zu erfragen. Durch Probearbeiten in den Praxisräumen erfahren die Zugewanderten, welcher Beruf ihren Neigungen und Fähigkeiten am stärksten entspricht.
Parallel können sie Fachwissen erwerben und ihre Sprachkenntnisse fachbezogen vertiefen. Auch die Erstellung von Bewerbungsunterlagen und ein Bewerbungstraining sowie die Vermittlung von Medienkompetenz sind Bestandteil des Sprachunterrichts.
3: Betriebsphase (4 – 8 Wochen):
Die Betriebsphase ermöglicht einen direkten Übergang in die duale Ausbildung.
In einem Ausbildungsbetrieb können die Teilnehmenden den Beruf ausprobieren, der für sie als Ausbildungsberuf infrage kommt. Im Arbeitsalltag lernen sie den Beruf und das Arbeitsumfeld näher kennen. Ihre zuvor erworbenen Kompetenzen können sie in der betrieblichen Praxis einbringen. Beim Erlernen der Sprache werden die Zugewanderten weiterhin gefördert – unter anderem durch das Betriebspersonal, welchem der BOFplus-Träger zur Seite steht.
Wenn der Betrieb und der Teilnehmende zusammenpassen, können sie im Anschluss gemeinsam einen Ausbildungsvertrag abschließen.
Links
Publikationen des BOFplus-Programms
Artikel „Berufliche Integration von ukrainischen Geflüchteten durch BOF“